Breitblättrige Kuckucksblume (Dactylorhiza majalis | Synonym: Breitblättriges Knabenkraut)
Dactylorhiza majalis | Synonym: Breitblättriges Knabenkraut
Der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal bezaubert durch seine Vielfalt an Landschaftsformen. Das Obereichsfeld im Norden, das große Waldgebiet des Hainichs, dessen Vorländer und das Werratal mit seinen Auen und steilen Talhängen bieten einer reichen Flora Heimat. Generationen von Botanikern und Pflanzenliebhabern haben in diesen Landschaften ihre Passionen und Forschungen ausgeübt, angelockt auch durch das Vorkommen der Orchideen. Heute kommen noch etwa 30 Arten dieser „Edelsteine der Pflanzenwelt“ im Naturpark vor. In früheren Jahrzehnten gab es aber weit mehr. Die landwirtschaftlichen und auch forstwirtschaftlichen Nutzungsformen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts schufen mannigfaltige Lebensräume nicht zuletzt auch für Orchideen, wie Magerrasen, Wiesen unterschiedlicher Feuchtegrade, aufgelichtete Hute- und Niederwälder. Mit der Intensivierung der Landnutzung im 20. Jahrhundert und der Aufgabe bestimmter Nutzungsformen in den vergangenen 30 Jahren, sind auch im Naturpark viele Lebensräume und mit ihnen die Orchideen verschwunden. Manche der Orchideenarten galten auch in den vergangenen Jahrhunderten schon als selten und kostbar. Andere dagegen waren so häufig, dass in den historischen botanischen Aufzeichnungen nur allgemeine Angaben zum Vorkommen gemacht wurden. So steht in der in Mühlhausen 1873 herausgegebenen „Flora von Nordwest-Thüringen“, also einem Werk, das die Landschaften unseres heutigen Naturparks betrachtete, zur Breitblättrigen Kuckucksblume vermerkt: „Auf feuchten Wiesen allgemein verbreitet.“ Auch der Eichsfelder Botaniker Ludwig Schunk bezeichnet noch in den 1960er Jahren, diese Pflanze als „…die auf dem Eichsfeld am häufigsten vorkommende Orchidee…“. Seit dem hat sich die Situation für die Breitblättrige Kuckucksblume (Dactylorhiza majalis) nicht nur im Eichsfeld sondern im gesamten Naturpark dramatisch verändert. In den Zeiten der DDR wurden die bis dahin nur extensiv bewirtschafteten Feucht- und Nasswiesen, welche die wichtigsten Lebensräume für diese Orchidee darstellen, trockengelegt und zudem oft in Äcker oder Intensivweiden umgewandelt. Der Rückgang dieser einst häufigen Wiesenorchidee ist so rasant, dass man die noch vorhandenen Standorte im Naturpark an zwei Händen abzählen kann. Auch wenn heute Feucht- und Nasswiesen als gesetzlich geschützte Biotope gelten, ist damit der Rückgang des Breitblättrigen Knabenkrauts keinesfalls gestoppt. Denn es fehlt vielfach an einer Nutzung oder adäquaten Pflege der Feuchtwiesen. Fehlende regelmäßige Mahd führt vielerorts zum Verbrachen der Wiesen. Beschleunigt werden diese Prozesse noch durch den enormen Stickstoffeintrag aus der Industrie und Landwirtschaft über die Luft. Die sich dadurch ausbreitenden Staudenfluren und Stickstoff liebenden Pflanzen, führen zur Verdrängung der empfindlichen Orchideen.